Deutsche Aluminiumindustrie im Überblick

Die deutsche Aluminiumindustrie beschäftigte 2022 mehr als 62.000 Erwerbstätige in rund 240 Betrieben. Der Branchenumsatz stieg von 21,7 auf 27,3 Milliarden Euro. Dieser Anstieg geht zum größten Teil auf einen steigenden Aluminiumpreis an der Londoner Metallbörse (LME) zurück. So kostete eine Tonne Aluminium an der LME im Jahr 2022 rund 2.560 Euro, während es im Vorjahr lediglich 2.100 Euro waren.

Dr. Andreas Postler
Dr. Andreas PostlerKommunikation - Märkte - Wirtschaftspolitik

Rund 46 Prozent aller Aluminiumprodukte finden im Verkehrssektor Verwendung. Größter Abnehmer ist die Automobilindustrie. Die Notwendigkeit zur Elektrifizierung wird den Bedarf an Aluminium in diesem Bereich mittelfristig weiter steigen lassen. 26 Prozent der Aluminiumerzeugnisse werden in der Bauwirtschaft und in der Verpackung verwendet. Auf die Industriebranchen (Maschinenbau, Elektrotechnik sowie die Eisen- und Stahlindustrie) entfällt ein Anteil von 19 Prozent. Die restlichen Anwendungsbereiche kommen gemeinsam auf neun Prozent. Gegenüber 2021 ist die Bedeutung des Verkehrssektors um zwei Prozentpunkte gestiegen, der Anteil von Bauwirtschaft & Verpackung hingegen um zwei Prozentpunkte gefallen.

Diese Entwicklung auf der Verwendungsseite wird sich im Jahr 2023 weiter fortsetzen, da mit positiven Impulsen aus der Automobilindustrie gerechnet wird, während eine konjunkturelle Delle in der Bauwirtschaft erwartet wird.

Die Aluminiumindustrie hat derzeit viele Herausforderungen zu bewältigen. Diese betreffen die Handelspolitik, die Umweltpolitik, die Rohstoffsicherheit sowie die Energiepolitik.

Der Branche kommt es auf dem Weg zur Bewältigung dieser schwierigen Fragestellungen darauf an, sich an langfristigen politischen Leitlinien orientieren zu können. Aluminium ist ein Werkstoff, der mit seinen Potentialen entscheidend zur Lösung gesellschaftlicher Probleme beitragen kann. Dazu braucht es aber Planungssicherheit und eine industriepolitische Flankierung.

Konjunktur 2022/2023: Aluminiumindustrie in schwierigem Umfeld

Die Produktionsentwicklung im Jahr 2022 verlief für die meisten Bereiche der deutschen Aluminiumindustrie negativ. Besonders schwach war das vierte Quartal mit Produktionsrückgängen im zweistelligen Prozentbereich. Lediglich die Verpackung war hiervon ausgenommen.

Konjunkturell zeigt die Konjunkturampel für die meisten Abnehmermärkte rotes Licht, insbesondere für die Bauwirtschaft. Vereinzelte positive Impulse kommen derzeit aus dem Transportsektor. Insgesamt hat die Aluminiumindustrie daher in den ersten Monaten 2023 deutliche Rückgänge der Produktionsvolumina zu verkraften. Mit einer Erholung rechnen weite Teile der deutschen Industrie frühestens im zweiten oder dritten Quartal 2023.

Rohaluminium: Zweistelliger Produktionsrückgang

Stark betroffen waren die Hersteller von Rohaluminium: Im vierten Quartal 2022 sank ihre Produktion im Vergleich zum Vorjahrsquartal um 19 Prozent auf rund 704.000 Tonnen. Im Gesamtjahr 2022 wurden 3,3 Mio. Tonnen produziert – ein Minus von 11 Prozent. Unter den Aluminiumerzeugern hatten insbesondere die Primäraluminiumproduzenten (-33 Prozent) und Refiner (-16 Prozent) die größten Produktionsrückgänge zu verkraften. Die Produktion der Remelter, deren Produkte im Wesentlichen im Halbzeugbereich weiterverarbeitet werden, sank deutlich weniger stark (-6 Prozent).

Aluminiumhalbzeug: Moderater Produktionsrückgang

Nach einer vergleichsweise moderaten Entwicklung im Jahresverlauf bis September 2022 musste auch der Aluminiumhalbzeug-Bereich im Schlussquartal des vergangenen Jahres einen deutlichen Dämpfer hinnehmen. Das Produktionsvolumen ging um 14 Prozent auf knapp 557.000 Tonnen zurück. Im Jahr 2022 wurden damit rund 2,6 Mio. Tonnen hergestellt (-4 Prozent).

Zum Produktportfolio gehören die oben angesprochenen Produktgruppen sowie Drähte, Schmiedeteile und Leitmaterial. Aluminiumhalbzeug ist quantitativ der wichtigste Bereich der deutschen Aluminiumindustrie und stark exportorientiert. Walz- und Strangpressprodukte sind volumenmäßig die größten Produktsparten unter den Halbzeugen. Die Produktion der Hersteller von Walz- und Strangpresserzeugnissen verzeichnete dabei im Jahr 2022 in etwa gleich starke Rückgänge.

Bei den Press- und Ziehprodukten unterscheidet man Profile, Stangen, Rohre und Drähte, deren Produktion sich im Jahr 2022 auf 589.733 Tonnen summierte. Dies entspricht einem Rückgang von 3,3 Prozent. Die Erhebung der Antidumpingzölle hat das Importvolumen mit Ursprung China deutlich gesenkt, auch wenn die importierten Mengen hier zuletzt wieder angestiegen sind. Die Ausbringungsmenge von Profilen lag bei 514.548 Tonnen. Dies entspricht einem Rückgang um 3,1 Prozent gegenüber 2021. Bei der Stangenproduktion kam es ebenfalls zu einem Rückgang, dieser fiel mit 11,0 Prozent sogar noch stärker aus. Insgesamt wurden 43.511 Tonnen Stangen produziert. Die Produktion von Aluminiumrohren und -draht wuchs hingegen um 5,7 Prozent.

Produktion von Press- und Ziehprodukten in Deutschland von 1980 bis 2022 (in 1000 Tonnen)

Bei den Walzprodukten kam es zu einem Rückgang der Produktion um 4,2 Prozent auf 1.970.000 Tonnen. Bei Bändern und Streifen über 0,2 mm sank die Ausbringung um 0,5 Prozent auf 1.775.000 Tonnen. Die Produktion von Aluminiumblech belief sich auf insgesamt 195.000 Tonnen. Dies stellt einen Rückgang von 28,5 Prozent dar.

Produktion von Walzprodukten in Deutschland von 1980 bis 2022 (in 1000 Tonnen)

Aluminiumformguss: Produktion auf Vorjahresniveau

Mit Aluminiumformguss werden Fertigbauteile beschrieben, die je nach Produkt, Seriengröße und Maßgenauigkeit mit verschiedenen Gießverfahren, wie Sand-, Druck- und Kokillenguss hergestellt werden. Die Automobilindustrie ist der bedeutendste Kundenkreis für Formgießer. Die Erzeugung von Aluminiumformguss belief sich im Jahr 2022 auf insgesamt 703.275 Tonnen. Dies bedeutet für 2022 einen Anstieg der Produktion um 0,3 Prozent.

Aluminiumweiterverarbeitung: Produktion im Plus

Die Aluminiumweiterverarbeitung erstreckt sich auf die Herstellung von Aluminiumfolien und dünnen Bändern, die Fertigung von Tuben, Dosen und Aerosoldosen sowie auf die Herstellung von Aluminiumpulver. Hier wurden 2022 rund 347.000 Tonnen hergestellt (plus sechs Prozent). Während die Produktion von Pulver um 10 Prozent sank, stieg die Fertigung von Folien und dünnen Bändern um neun Prozent auf 277.000 Tonnen. Die Ausbringungsmenge von Tuben, Aerosol‐ und sonstigen Dosen blieb mit 38.900 Tonnen nahezu unverändert.