Karl Joseph Bayer (1847 – 1904) stammte aus Österreichisch-Schlesien und promovierte 1871 in Heidelberg zum Doktor der Chemie. Danach wirkte er als Chemie-Ingenieur in Russland. Dort arbeitete er ein den damaligen Methoden überlegenes Verfahren zur Herstellung von Aluminiumoxid aus, auf das ihm 1887 und 1892 deutsche Reichspatente erteilt wurden.

Das erste betrifft die Ausfällung von Aluminiumoxidhydrat aus einer Lösung von Bauxit in konzentrierter Natronlauge, -wenn man unter fortwährender Bewegung der Flüssigkeit Thonerdehydrat (Anm.: Aluminiumhy­drat) einbringt). Das zweite beschreibt den rascheren Aufschluss des Bauxits „in der Weise, dass man die Lauge unter fortwäh­rendem Rühren bei einem Druck von drei bis vier Atmosphären und einer Temperatur von ungefähr 160 bis 172 °C auf den fein gepulverten Bauxit einwirken lässt. Beide Schritte bilden auch heute noch die Grundlage des Bayer-Verfahrens, mit dem fast ausschließlich Aluminiumoxid zur Aluminiumgewinnung herge­stellt wird.

1893/94 unternahm Bayer Reisen nach Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien und Nordamerika, um seine Erfindung zu vermarkten, war jedoch damit zeitlebens nicht sehr erfolgreich. 1895 ließ er sich in Rietzdorf in der Süd-Steiermark nieder, wo er ­­­kleine Bauxitgruben besaß und eine Oxidfabrik als Forschungsstätte einrichtete. Seine Bemühungen, in Österreich eine Aluminiumindustrie zur Verwertung von Bauxitvorkommen in der Steiermark, Krain und Dalmatien aufzubauen, stießen aber weder auf staatliches noch privates Interesse. Bayer starb in Rietzdorf unter ärmlichen Verhältnissen.

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