Henri-Etienne Sainte-Claire Deville (1818 – 1881) schloss 1843 in Paris ein Medizinstudium ab, wandte sich aber anschließend der Chemie zu. Von 1851 an wirkte er als Professor an der Sorbonne in Paris. Aufbauend auf Wöhler erarbeitete er bis 1854 das erste brauchbare Verfahren zur Aluminiumgewinnung. Wie Wöhler verwendete er als Ausgangsstoff Aluminiumchlorid, als Reduktionsmittel jedoch billiges Natrium anstelle von teurem Kalium. Natrium verbindet sich dabei (in einem aufwendigen und teuren Prozess) mit Chlor zu Natriumchlorid (Kochsalz). Übrig bleibt Aluminium.
Auf der Pariser Weltausstellung 1855 weckten Sainte-Claire Devilles Aluminiumbarren als „Silber aus Lehm“ großes Interesse. In den Jahren danach errichtete er mit Unterstützung von Kaiser Napoleon III., der sich leichte Brustpanzer für die Reiterei erhoffte, mehrere Fabriken. Dank Verbesserungen in der Produktion sank von 1855 bis 1890 der Aluminiumpreis, während insgesamt 200 Tonnen gewonnen wurden. In Deutschland wurden 1886/87 in Hemelingen bei Bremen 20 Tonnen nach einem abgeänderten Verfahren hergestellt.
1859 erschien sein klassisches Lehrbuch „De l´Aluminium“ (Über Aluminium). Darin schlug Sainte-Claire Deville bereits die Schmelzflusselektrolyse zur Aluminiumgewinnung vor, die 1886 von Hall und Héroult zum Patent angemeldet wurde und sein chemisches Verfahren ablöste (s. Chronik).
Sainte-Claire leistete auch auf anderen Gebieten der Chemie Herausragendes, so in der Darstellung von Bor, Platin und Magnesium sowie in der Hochtemperatur-Chemie. Aus seiner Schule ging eine Reihe bedeutender französischer Chemiker hervor.