Herausforderungen auf dem Weg von der Linear- zur Kreislaufwirtschaft

Anreize des Gesetzgebers für mehr Einsatz von Recyclingmaterial

Verpackungsproduzenten, Markenhersteller, Handel und Politik setzen sich gleichermaßen für einen verstärkten Einsatz von Recyclingmaterialien auf dem Weg von einer Linear- zur Kreislaufwirtschaft ein.

Die EU-Kommission hat im November 2022 den Entwurf einer neuen Verordnung für Verpackungen und Verpackungsabfälle vorgelegt, mit dem unter anderem auch die Verwendung von recycelten Materialien in Verpackungen gefördert werden soll. Demnach müssen mit wenigen Ausnahmen Kunststoffverpackungen ab dem 1. Januar 2030 pro Kunststoffverpackungseinheit eine bestimmte Mindestmenge an recycelten Materialien enthalten, die aus Verbraucher-Kunststoffabfällen, sogenannten Post Consumer Recycling (PCR) Materialien, gewonnen werden. Für andere Materialien wie zum Beispiel Metalle sind in der geplanten Verordnung derzeit keine konkreten Zielvorgaben für die Verwendung von Recyclingmaterial vorgesehen.

Unabhängig von diesen aktuellen gesetzlichen Entwicklungen arbeiten die im Fachverband Tuben, Dosen und Fließpressteile des Aluminium Deutschland e. V. organisierten Hersteller von Aluminium- und Kunststofftuben sowie Aluminium-Aerosoldosen seit Jahren erfolgreich an dem zunehmenden Einsatz von Recyclingmaterial in ihren Verpackungen.

Heißes Rennen um hochwertige Recyclingmaterialien

„Fakt ist jedoch, dass die Nachfrage nach qualitativ hochwertigem Aluminium- und Kunststoffrecyclingmaterial, das für die Herstellung von Verpackungen benötigt wird, das Angebot bei weitem überschreitet. Das Rennen um diese Materialien ist in vollem Gange, und zwar weltweit“, weiß Clemens Behrenbruch, Vorsitzender des Fachverbandes Tuben, Dosen und Fließpressteile.

So gibt es zum Beispiel für recyceltes Polyethylen (PE) aus PCR-Materialien, die für Lebensmittelkontakt geeignet sind, derzeit europaweit nur eine sehr begrenzte Anzahl an Anbietern. Dies liegt unter anderem auch daran, dass die European Food Safety Authority (EFSA) mit der Genehmigung von Recyclingverfahren für Polyolefine deutlich hinterherhinkt. Zusätzlich verschärft wird die Situation noch dadurch, dass auch große Teile der Körperpflegeindustrie lebensmitteltaugliche Recyclingmaterialqualitäten fordern.

„Dementsprechend können die aktuellen Anbieter von lebensmitteltauglichen PCR-Polyethylen in einer oligopolistisch geprägten Marktstruktur die Konditionen mehr oder weniger diktieren. Ähnlich prekär ist die Situation beim Barrierematerial EVOH, wo das Angebot ebenfalls stark begrenzt ist. Die Materialkosten für die Verpackungshersteller sind entsprechend hoch.

Zudem müssen in der Verpackungsproduktion nicht selten Veränderungen an den Werkzeugen vorgenommen werden, um das Recyclingmaterial verarbeiten zu können, was die Kosten zusätzlich in die Höhe treibt“, beklagt Behrenbruch.

Design for Recycling und geeignete gesetzliche Rahmenbedingungen erforderlich

Gelindert werden kann der Mangel an Recyclingmaterialien über ein noch konsequenteres Design for Recycling von Verpackungen und die Schaffung eines geeigneten Rechtsrahmens in Europa, der die Rentabilität von Recyclingtätigkeiten und Investitionen in Technologien und Versorgungslogistik fördert. Nur so kann nachhaltig sichergestellt werden, dass Verpackungen auf hohem Niveau gesammelt, sortiert und recycelt werden.

Mit Blick auf Kunststofftuben bedarf es zudem intensiverer Anstrengungen der EFSA bei der Zulassung von Recyclingverfahren für Polyolefine. Gleichzeitig ist eine Technologieoffenheit des Gesetzgebers gefragt, die auch das chemische Recycling in Ergänzung zum werkstofflichen Recycling nicht verteufelt.

„Der verstärkte Einsatz von PCR-Material ist also kein Wunschkonzert, sondern muss sich den harten Realitäten auf der Angebotsseite stellen. Hier sind Verpackungshersteller, Markenhersteller, Handel, Recyclingindustrie und Gesetzgeber gleichermaßen gefordert, um die notwendigen Markt- und Rechtsgrundlagen zu schaffen“, resümiert Behrenbruch.

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Ansprechpartner:

Gregor Spengler

Aluminium Deutschland e. V. (AD)
T + 49 211 4796-144
gregor.spengler@alu-d.de

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